Die ganze Branche spricht über die Diagnose von Hochvolt-Batterien. Ist es dafür nicht ein wenig zu früh?

Das kommt darauf an, wie sich ein Betrieb künftig aufstellen möchte. Wir hören aktuell, dass die meisten Reparaturbetriebe E-Autos nur beim Reifenwechsel zu sehen bekommen. Aber der Markt an gebrauchten E-Autos und Plug-in-Hybriden wächst und wird auch künftig weiter zulegen, das sagen die Zulassungszahlen. Und das heißt auch, dass der freie Reparaturmarkt gefordert sein wird, seinen Kunden zuverlässige Informationen über den Zustand der Hochvoltbatterie zu liefern.

 

Denn die Batterie bestimmt künftig den Wert eines Fahrzeugs wie die Kilometerlaufleistung bei einem Verbrenner: je gesünder der Akku, desto höher der Fahrzeugwert.

Das ist ein gutes Argument für den Fahrzeughandel. Aber für eine Kfz-Werkstatt?

Ebenso. Denn es geht künftig ja auch um den Ersatz einer Batterie bei einem Elektrofahrzeug und um Reparaturen. Eine HV-Batterie kostet laut dem Versicherer Allianz zwischen 13.000 und rund 46.000 Euro – damit ist sie die teuerste Komponente des elektrischen Antriebs. Und deutlich teurer als etwa ein Austauschmotor bei einem Verbrenner.  Kunden benötigen daher in Zukunft eine klare Aussage, wie es um die HV-Batterie ihres Fahrzeuges steht. Und dazu braucht es Equipment.

 

Wir ermöglichen mit unseren BatteryPRO Diagnose- und Servicelösungen freien Werkstätten Batteriediagnose an E-Fahrzeugen vorzunehmen und unterstützen sie so, sich weiteres Geschäftsvolumen jenseits des Verbrennermotors zu sichern.

Was wirkt sich negativ auf die Batterieleistung und -lebensdauer aus? Und lässt sich das diagnostizieren?

Ungünstig wirken sich beispielsweise zu häufiges Schnellladen, lange Standzeiten, hohe Umgebungstemperaturen, ein zu niedriger Ladezustand sowie das Nichteinhalten der Ladeempfehlung zwischen 10 und 80 Prozent aus. Diese negativen Einflüsse auf den Akku können schnell zu einem gesteigerten Kapazitätsverlust führen und damit zu einem erhöhten Wertverlust des Fahrzeugs. Mit unserer Batteriediagnoselösung werden wir mehr Transparenz bezüglich Batteriequalität und Fahrzeugwert für Werkstätten, Prüfgesellschaften, Flottenbetreiber und auch Besitzer schaffen.

Was wird die Batteriediagnoselösung von MAHLE leisten und wann kommt sie auf den Markt?

Unsere Diagnoselösung E-HEALTH Charge liefert zuverlässige Angaben über den Gesundheitszustand und die Leistungsfähigkeit der Hochvoltbatterie innerhalb von nur 15 Minuten – basierend auf ihrer verfügbaren Restkapazität. Die Diagnose erfolgt mit einem VCI-Dongle, dem Batterieladegerät E-CHARGE 20 und der E-HEALTH App. Ein klarer Vorteil ist, dass das Fahrzeug während der Diagnose nicht bewegt werden muss und das Gerät kann natürlich auch als reiner DC-Lader eingesetzt werden.

 

Anfang 2022 starteten wir bereits mit ausgewählten Partnern, wie beispielsweise dem TÜV NORD, in die Pilotphase. So konnten wir schon früh Feedback aus dem Werkstattumfeld sammeln und dies zur stetigen Verbesserung nutzen. E-HEALTH Charge kann nun bestellt werden und wird ab April ausgeliefert.

Wie werden die Daten ausgewertet?

Wir kombinieren zwei Datenquellen, den Charger und die OBD-Schnittstelle. Die Daten fließen in eine sichere Cloud des Batteriespezialisten volytica diagnostics und werden dort ausgewertet.

 

Dann erfolgt eine Einordnung in Relation zu bereits erfassten Batterien gleichen Typs und ein Vergleich mit der ursprünglichen Kapazität des Fahrzeugmodels. So kann eine Indikation über die Leistungsfähigkeit und den Gesundheitszustand der Batterie erfolgen.

Wenn Sie von OBD-Schnittstelle sprechen, braucht es mehr als Charger und Software?

Ja, wer unsere Lösung in seinem Betrieb einsetzen möchte, braucht dafür ein persönliches Endgerät, das MAHLE VCI und eine Lizenz für unser Werkstatt-Diagnosetool MAHLE TechPRO®.

Und wie sieht es mit Finanzierungsmodellen aus?

Auch diese haben wir im Gepäck. Es wird zwei Finanzierungsmodelle für die Hard- und Software geben: Direktkauf oder Leasing. Die jeweiligen Batterieberichte sind in beiden Fällen separat zu bezahlen, über Coins Karten, die man beim Großhandel erwerben kann. Also alles maximal flexibel.